Berufsstart 2020 - Ausbildung, Studium, Weiterbildung
12 13 Reaktionsschnell sein, ist ein Muss Chemikant ist ein Beruf mit viel Verantwortung Konzentriert und gewissenhaft arbeiten: Chemikanten haben einen anspruchsvollen Arbeits- alltag. Dafür winken gute Be- rufsaussichten und Gehälter. Weich gebettet auf elastischem Schaum, der auch noch feder- leicht ist. So sehen die idealen Laufschuhe aus. Darin steckt viel Chemie – und genau das findet Luca Julien Boukari faszinierend. „Es gibt so viele Produkte im All- tag, die ohne Chemie gar nicht denkbar wären“, sagt der 23-Jäh- rige. Er zählt neben elastischem Schaum etwa Duftstoffe für Duschgels, Farben, Waschpulver und Pflanzenschutzmittel auf. Boukari absolviert eine Ausbil- dung zum Chemikanten bei BASF in Ludwigshafen. „Es ist span- nend, zu erleben, wie chemische Verbindungen aufeinander rea- gieren und was bei einer be- stimmten Kombination für Ergeb- nisse herauskommen“, erzählt er. Reibungslose Abläufe im Schichtbetrieb Chemikanten arbeiten im Team. Sie steuern und überwachen im Schichtbetrieb Maschinen und Anlagen, die chemische Erzeug- nisse herstellen, abfüllen und verpacken. „Dabei sorgen Chemi- kanten dafür, dass alles reibungs- los und effizient abläuft“, erklärt Christopher Knieling vom Bun- desarbeitgeberverband Chemie (BAVC) in Wiesbaden. Bevor Chemikanten die Produkti- onsanlagen anfahren lassen, rei- nigen und mischen sie die für ein bestimmtes Produkt benötigten Chemikalien. Sie definieren Stoff- portionen und berechnen Zusam- mensetzungen. „Wer schon in der Schule gut in Mathe und Natur- wissenschaften war, bringt eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Ausbildung mit“, so Knieling. Im nächsten Schritt füllen Chemi- kanten Rohstoffe in Behälter von computergesteuerten Produkti- onsanlagen. Dann führen sie je nach Erzeugnis unterschiedliche Verfahren durch, von Kühlen bis hin zum Destillieren. Danach müssen sie jeweils die Messwerte kontrollieren. Genauigkeit und Sorgfalt sind gefragt Chemikanten brauchen ein ausge- prägtes Verantwortungsbewusst- sein. „Bei den Arbeiten muss man sehr genau und sorgfältig sein“, sagt Boukari. Stimmt ein einziger Messwert nicht mit den Vorgaben überein, kann dies die Wirkung eines Produkts zunichtemachen. Fällt eine Anlage plötzlich aus, begeben sich die Fachkräfte auf die Suche nach den Ursachen. Ist sie gefunden, übernehmen Che- mikanten kleine Reparaturarbei- ten in der Anlage. „Dabei lernt man viele handwerkliche Sa- chen“, erzählt Boukari. Zum Beispiel, wie man Rohrlei- tungssysteme auseinandernimmt und später wieder zusammenfügt oder Gewinde schneidet. Ist ein Produktionsvorgang beendet, rei- nigen Chemikanten die Anlage oder Maschine. Egal, welcher Ar- beitsschritt gerade ansteht: „Bei allem ist es wichtig, sich an die vorgegebenen Sicherheits- und Umweltschutzbestimmungen zu halten“, betont Knieling. Arbeit mit reizenden Stoffen Die Ausbildung zum Chemikanten dauert dreieinhalb Jahre. Lehr- stellen finden Interessierte zum Beispiel auch bei Herstellern von Farben und Lacken sowie in Un- ternehmen der kunststoffverar- beitenden Industrie. Von Bewer- bern wird mindestens ein sehr guter Haupt- oder ein guter Real- schulabschluss erwartet. Da Che- mikanten mit unterschiedlichen Chemikalien zu tun haben, dürfen sie nicht allergieanfällig sein oder ein Hautleiden haben. Boukari mag an seinem Beruf, dass er sich mit eigenen Ideen einbringen kann. Einmal, erzählt er, habe er gesehen, wie bei der Produktion etwas ausgelaufen sei. „Dabei kam mir die Idee, dass man eine Halterung in der Anlage anders anbringen sollte, um das Auslaufen zu verhindern.“ Sein Vorschlag wurde von seinen Vor- gesetzten aufgegriffen – und al- les lief wieder glatt. Ausbildungsvergütung vergleichsweise gut Chemikanten verdienen ver- gleichsweise gut. „Schon in der Ausbildung ist die Vergütung at- traktiv“, sagt Knieling. Sie richtet sich laut Bundesagentur für Ar- beit (BA) bei tarifgebundenen Unternehmen nach dem Tarifver- trag und ist von Bundesland zu Bundesland verschieden. Die Arbeitsagentur gibt Orientie- rungswerte zwischen 978 und 1027 Euro im ersten und zwi- schen 1134 und 1267 Euro im vierten Ausbildungsjahr an. Die Übernahmequote nach einer er- folgreich abgeschlossenen Aus- bildung ist hoch: Sie liegt bei Chemikanten bei über 95 Pro- zent. Sabine Meuter Bevor der angehende Chemikant Luca Julien Boukari bei BASF die Produktionsanlagen anfahren lässt, reinigt und mischt er die für ein bestimmtes Produkt benötigten Chemi- kalien. Fotos: Uwe Anspach/dpa-tmn Chemikanten wie Luca Julien Boukari brauchen ein ausge- prägtes Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit Chemi- kalien und computergesteuerten Produktionsanlagen. „Nein“ gibt es nicht Hotelfachleute brauchen das Gastro-Gen Betten machen, Reservierungen betreuen, den Gästen jeden Wunsch von den Augen ablesen: Hotelfachleute arbeiten dann, wenn andere frei haben. Dafür braucht es Flexibilität und Ein- satzbereitschaft. Hotels sind spezielle Orte. Es herrscht ein einzigartiges Flair, geprägt vom Ankommen, vom Aufbrechen. Ob im Luxusressort, im eleganten Stadthotel oder im gemütlichen Dorfgasthof – über- all sollen Menschen sich wohlfüh- len in ihrem Zuhause auf Zeit. Dieses spezielle Ambiente mit seiner Mischung aus Dynamik und Stabilität sowie der Anspruch, Ur- laubern den Himmel auf Erde zu bieten, haben Nerea Ohler dazu bewogen, eine duale Ausbildung zur Hotelfachfrau zu absolvieren. Die 19-Jährige wusste genau, wo- rauf sie sich einlässt. Sie kennt die Herausforderungen in der Gastronomiebranche: Arbeiten, wenn andere frei haben, am Wo- chenende oder an Feiertagen. Das hat Ohler bereits vorher auspro- biert, jobbte im Restaurant. Kein Wunsch bleibt unerfüllt Die Auszubildende ist mit ihrer Familie immer schon viel gereist, begeistert sich für andere Kultu- ren und unterschiedliche Men- schen. „Ich möchte auch in Zu- kunft die Welt kennenlernen, des- halb habe ich mich fürs Hotelfach entschieden“, sagt sie. Im Hotel Ritter in Durbach, ei- nem familiengeführten Betrieb, ist sie eine von 160 „Rittersleut“, die dafür sorgen, dass kein Wunsch der Gäste unerfüllt bleibt. „Es gibt kein ‘Nein’ – und das kann eine Herausforderung sein. Aber genau das ist das Spannende an diesem Beruf“, meint sie. Mit dieser Einstellung verfügt sie über das sogenannte „Gastro-Gen“. So bezeichnet Do- minic Müller, Eigentümer des Ho- tels Ritter, die wünschenswertes- te Eigenschaft seiner 27 Azubis: „Einsatzbereitschaft und Flexibi- lität, Team- und Kommunikati- onsfähigkeit, Freundlichkeit und Zuverlässigkeit sind wunderbare Voraussetzungen für das Hotel- fach“, sagt er. „Wer idealistisch ist und diesen Beruf als Berufung sieht, kann Menschen glücklich machen.“ Für Gäste Erinnerungen schaffen Man erhalte sofort Feedback, das sei sehr motivierend. Das bestä- tigt Ohler: „Wir schaffen für die Gäste tolle Momente und intensi- ve Erinnerungen. Besonders gut gefällt mir, dass wir das als Team erledigen, wenn ich mal nicht weiter weiß, ist da immer je- mand, der mir hilft.“ Während ihrer Ausbildung lernt die 19-Jährige alle Seiten des Ho- telbetriebs kennen. An der Re- zeption war sie bereits für die Be- grüßung und das Ein- und Aus- checken zuständig. Im Housekee- ping hat sie beim Bettenüberzie- hen und Saubermachen ange- packt, ebenso betreute sie den Wellnessbereich. Bis zu 815 Euro im ersten Lehrjahr Sie beschäftigt sich aber auch mit den administrativen Seiten des Hotelbetriebs und erledigt etwa Reservierungen oder Stornierun- gen. Sie erhält Einblick in die Buchhaltung und die Personalab- teilung. „Kürzlich war ich auf ei- ner Berufsmesse, das war super. Ich bin auch beteiligt, wenn wir Stellenanzeigen formulieren oder das Hotel in den sozialen Medien präsentieren“, erzählt die ange- hende Hotelfachfrau. Das Gehalt von angehenden Ho- telfachleuten ist gestaffelt und fällt je nach Region unterschied- lich aus. Die Arbeitsagentur gibt für tarifgebundene Betriebe eine monatliche Brutto-Vergütung zwischen 625 und 815 Euro im Monat an. Im zweiten Jahr liegt sie zwischen 675 und 930 Euro, im dritten Ausbildungsjahr er- höht sie sich auf 775 bis 1065 Euro. Bei der Wahl eines Ausbil- dungsbetriebs sollte darauf ge- achtet werden, dass nach Tarif bezahlt wird. Bislang hatten die Hotelbetriebe großen Bedarf an Nachwuchskräf- ten. „Auch in unserer Branche werden Fachkräfte gesucht“, sagt Sandra Warden, Geschäftsführerin beim Deutschen Hotel- und Gast- stättenverband (DEHOGA). Katja Wallrafen Buchungen und Stornierungen im Blick behalten, Gäste ein- und ausche- cken: Hotelfachleute machen während ihrer Ausbildung auch Station an der Rezeption. Foto: Michael Bode/Hotel Ritter Durbach/dpa-tmn FERIENJOB ALS SCHÜLER Viele Schüler suchen sich in den Ferien einen Nebenjob. Wichtig: Auch einem Ferienjob muss ein Arbeitsvertrag zugrundeliegen, erläutert der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Jugend. Darin sollten Aufgaben, Arbeitszeiten und der Lohn geregelt sein. Als Ferienjobs kommen für Jugendliche grundsätzlich nur leichte und ungefährliche Tätigkeiten in Betracht. Also zum Beispiel Eis verkaufen, Gartenarbeit oder Zeitungen austragen. Das regelt das Jugendarbeitsschutzgesetz. Auch bei der Arbeitszeit gelten besondere Regeln: 13- und 14-Jährige dürfen maximal zwei Stunden täglich arbeiten, im Zeitraum von 8 bis 18 Uhr – und nur mit Erlaubnis der Eltern. 15- bis 17-jährige Schüler dürfen bis zu acht Stunden am Tag ar- beiten, zwischen 6 und 20 Uhr. Mehr als 40 Stunden in der Woche und mehr als vier Wochen Ferienjob pro Jahr dürfen es aber nicht sein. Wer etwas älter, also mindestens 16 Jahre alt ist, darf zum Beispiel in Gaststätten auch bis 22 Uhr arbeiten. -dpa/tmn- SIE bieten: • Ausbildungsplätze • Umschulungs- und Fortbildungsmöglichkeiten • Praktika, Freiwilliges Soziales Jahr • Studiengänge usw. Machen Sie es publik– in unserer Beilage „Berufsstart“ am 18. 9. 2020 Ihre Ansprechpartnerin: Michaela Cordier, Telefon 089 / 2377 - 3310 sowie anzeigenverkauf@az-muenchen.de
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