Das war 2022

Das war 2022

2 DAS WAR 2022 ABENDZEITUNG DIENSTAG, 27. DEZEMBER 2022 WWW.AZ-MUENCHEN.DE JAN FEB OKT NOV MRZ 2022 APR MAI JUN AUG SEP JUL DEZ An deutschen Ladenkassen dürfen keine Plastiktüten mehr angeboten werden – außer Mehrwegtaschen oder dünne Obstbeutel, 1. Januar Mit 112 Jahren stirbt in Spanien der bis dahin älteste Mann der Welt. Saturnino de la Fuente lebte in León, circa 300 Kilometer nordwestlich von Madrid. 18. Januar Der AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen verlässt die Partei – weil Teile „nicht auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung“ stünden. 28. Januar Der Handel mit Elfenbein ist in der Europäischen Union künftig weitgehend verboten. 19. Januar Gut ein Jahr nach dem Start der Corona-Impfkampagne in Deutschland ist die Schwelle von 150 Millionen Impfungen erreicht. 4. Januar Die CDU wählt Friedrich Merz zum neuen Vorsitzenden. Beim digitalen Bundesparteitag erhält er fast 95 Prozent der Stimmen. 22. Januar OB: „Meine Münchner Momente“ Kein einfaches Jahr für den Münchner SPD-OB Dieter Reiter. Zehntausende Ukrainer suchen in München Hilfe, die Gas- und Strompreise explodieren, Ärzte und Pflegepersonal klagen über Überbelastung, dazu die Wohnungsnot, die Armut, der Streit zur Verkehrswende, ein Ja oder Nein zur Wiesn – mit all dem muss er umgehen. Fünf Momente, erzählt er im AZGespräch, haben sich 2022 besonders eingebrannt. Darunter ist dieser Moment, als in der Stadtratsvollversammlung im März Vitali Klitschko, Bürgermeister in Kiew, der Partnerstadt Münchens, auf einer Videoleinwand auftaucht und aus seiner kriegsbedrängten Stadt eine Botschaft an die Münchner richtet. „Ich habe immer noch jede Woche mit ihm Kontakt“, sagt Dieter Reiter. „Die Situation ist schrecklich. Aber wir haben unserer Partnerstadt zum Glück auch helfen können, mit Spenden von Lebensmitteln bis hin zu Fahrzeugen. Noch immer leben 10 000 aus der Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) über die Augenblicke, in denen das Jahr 2022 ihn berührt, ihm Sorgen bereitet, erheitert und auch mal verärgert hat UKRAINE In der Vollversammlung am 23. März spricht Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko vor dem Stadtrat per Videoschalte. Wie betroffen OB Dieter Reiter (SPD, M.) und seine Bürgermeisterinnen Katrin Habenschaden (Grüne, l.) und Verena Dietl (SPD, r.) sind, ist auf diesem Foto gut zu sehen. Foto: Sven Hoppe/dpa DAS KLEINE OLYMPIA „Die European Championships waren ein Traum“, sagt Reiter. Bei der Eröffnung saßen allein auf dem Olympiaberg 50 000 Menschen. Das macht dem OB Lust auf Olympia. Er ist in Gesprächen, ob man die Sommerspiele 2036 nach München holen kann. Fotos: dpa 2. STAMMSTRECKE Beim Spatenstich 2017 (Foto) lacht der OB noch. 2022 wird der Millionen-Gau publik (S. 4). Reiter: „Mehr als die Kosten schockt mich, dass die Baustelle neun Jahre länger dauern soll. Wir brauchen als Zwischenmaßnahmen bessere Takte und einen Ring an Busverbindungen.“ WIESN Zum ersten Mal nach zwei Corona-Jahren kann sich der OB wieder mit seiner Frau zur Wiesn kutschieren lassen. „Sie abzuhalten, war die richtige Entscheidung“, sagt er, „viele haben vorhergesagt, dass die Inzidenz zwei, drei Wochen nach der Wiesn sinken würde. Genau so kam es.” ENERGIESORGEN „Wir hatten wirklich Sorge, dass das Gas knapp werden könnte“, so der OB. „Im Moment hat sich die Thematik zum Glück etwas entspannt. Für die kritische Infrastruktur gibt es Notfallaggregate, in keinem Krankenhaus muss jemand Angst haben, dass nicht genug Strom da ist.“ Ukraine geflüchtete Menschen in privaten Unterkünften in München. Ich bin einfach begeistert über dieses große Engagement so vieler Münchnerinnen und Münchner. Das macht unsere Stadt aus!“ Zur Zeit, sagt er, steigen die Flüchtlingszahlen wieder deutlich. „Etwa 800 bis 1000 Menschen im Monat kommen in München an, nicht nur aus der Ukraine. Ich will alles tun, dass wir nicht wieder Turnhallen belegen müssen. Wir werden auf dasMessegelände Fertighallen stellen und besprechen, wo wir neue Unterkünfte schaffen können. Es wird eine Herausforderung.“ Christina Hertel MEINUNG Felix Müller Der Lokalchef über alten Alltag und neue Hürden in der Stadt. felix.mueller@abendzeitung.de Neue Normalität Vor einemJahrhattemansich fürdieStadt vor allemeines gewünscht: eine Rückkehr zur Normalität, das Ende der bleiernen Pandemie-Jahre. Tatsächlich ist Normalität zurückgekehrt in unsere Stadt. Es gab eine Wiesn, alltäglichenPolit-Krach,ÄrgerüberausgefalleneS-Bahnen.Und doch ist die neue Normalität anders. Die Leichtigkeit ist nicht zurück – und das nicht nur, weil wieder Krieg ist. Das Bewusstsein für die Probleme der Stadt ist zurück, und teils haben sie sich verschärft. Wie das harte Leben für Hunderttausende, denen es nicht so gut geht, und die nun auch noch mit einem extremen Anstieg der Nebenkosten zu kämpfen haben. Klar ist: Die politische Auseinandersetzung nimmt wieder an Härte zu – das dürfte sich erstmal auch nicht mehr ändern. Viele Münchner Debatten sehen anhand von existenziellenKrisenplötzlich ganz klein aus. Unddie großen Krisen, sie drängen in die Stadt. Mit Flüchtlingen, aber auch mit den Aktionen von Klimaaktivisten, mit denendieStadtnochkeinensinnvollenUmganggefunden hat, mit dem Dieselverbot, das dramatische Folgen für viele Münchner haben könnte. Der alte Alltag ist zurück. Aber konfrontiert mit vielen neuen Herausforderungen.

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4 DAS WAR 2022 ABENDZEITUNG DIENSTAG, 27. DEZEMBER 2022 WWW.AZ-MUENCHEN.DE JAN FEB OKT DEZ NOV MRZ 2022 APR MAI JUN JUL AUG SEP Monaco Wunsch hoch drei Nein, das Leben ist kein Wunschkonzert. Das hat 2022 leider sehr deutlich gemacht. Sonst wäre der Ukraine-Krieg längst weggewünscht, das Virus mit C auch, die Queen dürfte dagegen gern noch auf demThron sitzen und freundlichwinken. Undwenn ich es mir wünschen dürfte, würde unser Clemens noch Hunderte Kommentare für seine AZ schreiben (Du fehlst!). Ja, 2022 hat uns manches Mal machtlos zurückgelassen. Vielleicht solltenwir gerade deswegen im neuen Jahr noch mehr versuchen, unseren Liebsten zumindest kleine Wünsche zu erfüllen, wenn schon die großen Stellschrauben nicht zu beeinflussen sind. Mir bot sich schon eine Chance: Meine freche Oma (88) erwähnte nebenbei, wie gern sie einen Adventskalender hätte. Als ich sie mit einem schönen Exemplar überraschen wollte, winkte meine Mutter ab. Auch sie hatte Omas Wunsch erhört. Kalender Nummer Zwei. Allerdings kam auch der nicht zum Zug: Oma hatte ihren Wunsch bereits in die eigene Hand genommen und selbst einen besorgt. Ein Wunsch, drei Mal erfüllt. So darf’s 2023 weitergehen. Rosemarie Vielreicher Zeichnung: Fr. Bilek HERR HIRNBEISS „Hauptsachmia bleibn gsund!“ IN ENERGIESPAR-TIPPSaustauschen – und auch mal die Großeltern fragen! OUT PAKETEbei Amazon bestellen, statt im Viertel einkaufen (wenn schon, dann bitte mit Trinkgeld für den Paketboten). DIE ZAHL 5,7 MillionenGästebesuchen 2022 die erste Wiesn nach Corona, das sind 600 000 weniger als 2019. MÜNCHEN KOMPAKT ● ▲ Reiter macht weiter Münchens SPD-OB (64) will 2026 für eine dritte Amtszeit kandidieren, kündigt er im August an. Er setzt darauf, dass der Landtag dafür die Altersgrenze aufhebt und er bis 73 regieren darf. Die Rathaus-Opposition reagiert irritiert – man habe den OB zuletzt eher lustlos im Amt erlebt. ● ▲ Streit um die Bettensteuer Stadtkämmerer Christoph Frey schlägt eine Bettensteuer für Übernachtungen in Münchner Hotels, Pensionen und Campingplätzen vor, um die Stadtkasse zu füllen. Die Hotelbranche protestiert heftig – und ruft die bayerische Staatsregierung auf den Plan: Die will für ganz Bayern nun kommunale Bettensteuern durch eine Gesetzesänderung verbieten. ● ▲ Diesel-Aus am Ring Im Oktober beschließt der Stadtrat das stufenweise Aus für Diesel auf dem Mittleren Ring. Ab Februar 2023 dürfen im ersten Schritt keine Euro-4-Diesel (oder schlechter) mehr dort fahren. In München sind 90 000 Diesel angemeldet. ● ▲ Deutsches Museum ist teilsaniert Mit einem dreitägigen Fest feiert das Deutsche Museum im Juli die Wiedereröffnung des generalsanierten ersten Abschnitts. Nun ist der zweite dran, deshalb mussten das Bergwerk und die Hochspannungsanlage schließen. Das Mammutprojekt wird weit über 750 Millionen Euro kosten. In Syrien wird bei einem USMilitäreinsatz der Anführer der Terrormiliz Islamischer Staat, Abu Ibrahim al-Haschimi al-Kuraschi, getötet. 3. Februar Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigt einen massiven Ausbau der Atomkraft an. Es würden sechs neue Atomkraftwerke gebaut. 10. Februar Krieg in Europa: Russische Truppen marschieren in die benachbarte Ukraine ein. Der Kreml spricht von einer „militärischen Sonderoperation“. 24. Februar Die Bundesregierung stoppt das Genehmigungsverfahren für die umstrittene russischdeutsche Erdgasleitung Nord Stream 2. 21. Februar Sängerin Adele (33) ist die Gewinnerin der Brit Awards 2022. Die Künstlerin des Jahres bekommt in London auch die begehrten Preise für das Album und die Single des Jahres. 8. Februar Im Kampf gegen die CoronaPandemie kommt das Medikament Paxlovid auf den deutschen Markt. Die Tabletten sollen schwere Verläufe verhindern. 23. Februar Nach beispiellosen Überschwemmungen in Australien ruft die Regierung den Notstand aus. Tausende verlieren ihr Hab und Gut. 9. März Der Mitgründer und einstige Chef der Linkspartei, Oskar Lafontaine, macht seinen Austritt öffentlich. Damit kommt er einem Ausschlussverfahren zuvor. 17. März Hollywood-Star Bruce Willis beendet seine Karriere aus gesundheitlichen Gründen. Mit „Stirb langsam“ hatte er 1988 den Durchbruch geschafft. 30. März Der US-Elektroautobauer Tesla eröffnet seine erste europäische Autofabrik in Grünheide vor Berlin. Umweltschützer protestieren. 22. März In Saudi-Arabien werden an einem Tag 81 Menschen hingerichtet. Sie seien unter anderem wegen Mordes und Mitgliedschaft in Terrororganisationen exekutiert worden, heißt es. 12. März Bei der Oscar-Verleihung in Los Angeles gehen die meisten Auszeichnungen an das Science-Fiction-Epos „Dune“ von Denis Villeneuve. 27. März Auf die Bahn kleben bei Wind und Wetter Mehrmals kleben sich Aktivisten der Letzten Generation in der Nähe des Fußgängerüberwegs am Stachus fest, immer im Berufsverkehr. Die Folge: kilometerlanger Stau in alle Himmelsrichtungen. Auch die Präventivhaft schreckt die Aktivisten nicht ab. Einige von ihnen müssen tagelang in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Stadelheim einsitzen, auf Anordnung eines Münchner Richters. Möglich ist das in Bayern durch das recht neue Polizeiaufgabengesetz. Die Polizei macht Vorschläge zur Haftdauer, Richter nicken ab, lehnen ab oder erweitern die Präventivhaft auf 30 Tage. Plötzlich ist auch Solidarität sichtbar. Vor der JVA demonstrieren Sympathisanten. Und am Stachus feuern sie etwa 30 bis 50 Münchner bei der Aktion vom 5. Dezember an. Sie klatschen und rufen: „Danke!“ Hüseyin Ince Klimaaktivisten haben sich am Stachus auf die Fahrbahn geklebt und blockieren die Straße. Lennart Preiss/dpa Klimaaktivisten setzen einen Schwerpunkt des Protests in München, vor allem am Stachus Demonstranten gegen die Präventivhaft von Klimaaktivisten vor der JVA Stadelheim. dpa München hilft: Der Hauptbahnhof wird Anlaufstelle für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Mitarbeiter der Caritas und Freiwillige versorgen sie mit Essen, Trinken und ersten Informationen. Fotos (3): Sven Hoppe/dpa München breitet die Arme aus Die ersten Frauen und Kinder kommen in eigenen Autos in der Ukrainischen (griechisch-katholischen) Kirche in Untergiesing an. Es sind die ersten Kriegstage, Ende Februar. In Windeseile haben sich dort um Pfarrer Wolodymyr Viitovitch 300 Freiwillige versammelt, darunter viele Studentinnen und Studenten. Sie sortieren Spenden, die Münchner zuhauf vorbeibringen. Die Hilfsgüter werden auf Lkw verladen, auch Speditionen wollen helfen, haben ihre Fahrer umgeleitet. An der Kirche nehmen Helfer Kriegsflüchtlinge einfach mit nach Hause – für ein erstes Dach über dem Kopf. In den nächsten Wochen leistet ein kleiner Verein, „die Münchner Freiwilligen“ aus dem Nichts heraus ein organisatorisches Wunderwerk. Das Team vernetzt Hunderte Münchner Privatpersonen, die eine Unterkunft anbieten und Hotels, die ihre Häuser öffnen für ankommende Ukrainer. Der Verein schickt Freiwillige überall hin, wo sie gebraucht werden – zum Aufbau von Notunterkünften, zur Versorgung von Kranken und bald auch an den Hauptbahnhof, wo immer mehr Hilfesuchende mit dem Zug ankommen. Viele haben ihre Haustiere dabei – vor allem Hunde und Katzen. Die Situation am Hauptbahnhof ist anfangs chaotisch. Das Areal ist Großbaustelle, zudem fehlt es an Strom, Toiletten und Schlafplätzen. Es sind vor allem Mütter, Kinder und Ältere, die München erreichen. Innerhalb kürzester Zeit muss die Stadt Hunderte provisorische Schlafplätze organisieren. Zunächst schlafen viele Flüchtlinge in Schulturnhallen, später in zwei Messehallen, wo es zum Teil zu Konflikten kommt. Ein richtiges Ankunftszentrum, entsteht erst im Sommer an der Dachauer Straße. Vor Weihnachten steigt die Zahl der ankommenden Kriegsflüchtlinge wieder stark an, dazu kommen die, die teils nach Monaten der privaten Gastfreundschaft andere Wohnmöglichkeiten brauchen. Um vorbereitet zu sein, richtet die Stadt zum Jahresende hin erneut Turnhallen her und errichtet für den Notfall eine Zeltstadt auf der Messe, die 2000 Menschen aufnehmen kann. Bis zu dem Zeitpunkt hat das Kreisverwaltungsreferat mehr als 16 000 Aufenthaltstitel für Ukrainer erteilt, Irene Kleber, Nina Job Feldbetten in der ehemaligen Osteria im Hauptbahnhof. Und bietet ukrainischen Flüchtlingen einen sicheren Hafen, erste Hilfen und Infos, Essen und Unterkünfte Pfarrer Viitovitch von der Ukrainischen Kirche in Untergiesing. iko Kinder schlafen am Hauptbahnhof auf dem Boden. Sascha Eberle Ein Schild in den Farben der Ukraine mit der Aufschrift „Welcome“ am Hauptbahnhof: im Hintergrund Helfer und Caritas-Mitarbeiter. MILLIONEN-GAU ZWEITE STAMMSTRECKE Fertig am Sankt-Nimmerleinstag? statt 3,8 Milliarden. Und damit nicht genug: Sie wird fast zehn Jahre später fertig als vorausgesagt: Inbetriebnahme 2037 – und nicht 2028. Die Aufregung ist groß. Die FDP fordert Baustopp. Doch vorerst geht es weiter. Hüseyin Ince Es ist ein Fiasko, das in München seinesgleichen sucht – und keiner will so richtig schuld sein. Mitte des Jahres wird bekannt, dass der Bau der Zweiten Stammstrecke plötzlich fast doppelt so viel kosten wird als geplant: nämlich 7,2Milliarden Euro, Zweite Stammstrecke: seit zehn Jahren ein Traum. dpa Radlerglück und viel Parkplatzfrust Radstreifen, Radschnellweg, Radlring: für Münchner Radler gab’s heuer viel Grund zur Freude. Grün-Rot setzt den Radentscheid weiter um, wenn auch vielen zu langsam. Erst 6,8 Prozent des Altstadtradlrings seien fertig, wurde im Juli kritisiert. Anderen ist das alles zu viel, denn fast immer müssen Parkplätze oder Fahrspuren weichen. Fünf Radschnellwege ins Umland beschließt der Stadtrat im April, Priorität hat die Trasse nach Markt Schwaben. Es gibt neue Fahrradstraßen. Für einen neuen Radweg an der Zeppelinstraße stimmt der Stadtrat im September. Im November wird ein weiteres Stück Altstadtradlring am Lenbachplatz fertig. Über die grüne Signal-Farbe ärgerte sich die CSU. Fix ist jetzt auch: Die sehr umstrittenen Radwege an der Fraunhoferstraße bleiben. Im Dezember folgt ein Votum, die Radwege in 14 weiteren Straßen zu verbreitern. Myriam Siegert Grüner Lenbachplatz: Hier posieren die Stadträte Christian Smolka und Gudrun Lux mit Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (M.). Foto: Grüne Jung, weiblich, grün Die (Stadt-)Minister des Oberbürgermeisters heißen Referenten. Sie werden vom Stadtrat gewählt und sind gleichzeitig Beamte. Vier neue Gesichter kommen 2022 frisch ins Amt – das sorgt für Ärger. Vor allem die CSU kritisiert, dass das Parteibuch der Bewerber eine größere Rolle spiele als die Qualifikation. Personalreferent Alexander Dietrich wird nämlich nicht wieder gewählt – dabei gibt es an seiner Arbeit keinerlei Kritik, nur: Er ist bei der CSU. An seiner Stelle fängt der SPD-Mann Alexander Mickisch an. Richtig ins Zeug legte sich die CSU, um die neue IT-Referentin Laura Dornheim zu verhindern. Eine Grüne aus Berlin, mit einer Promotion in „Gender Studies“. Sogar einen Gegenkandidaten, Ex-Siemens-Manager, stellt die CSU auf. Ohne Erfolg. Dass es Regeln gibt, wer Referent werden darf, zeigt die Besetzung imBaureferat: Den Posten will erst die Fraktionschefin der Grünen. Doch dann schreitet die Regierung von Oberbayern ein – weil sie die Eignung nicht erfülle. Jetzt hat den Posten Jeanne-Marie Ehbauer, auch eine Grüne. So wie die neue Chefin im KVR, Hanna Sammüller-Gradl. Christina Hertel KVR-Chefin Hanna Sammüller-Gradl. IT-Referentin Laura Dornheim. Fotos: privat Baureferentin JeanneMarie Ehbauer. An den Spitzen der städtischen Referate tut sich einiges 2022 – das sind die neuen Stadtministerinnen Hitzesommer, Partyfreuden München schwitzt in diesem Sommer, der am Ende der zweitheißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen sein wird (mit 78 Sommertagen plus 20 Hitzetagen über 30 Grad). Das beginnt schon Anfang März, es folgt ein Sahara-Staub-Spektakel: München ganz in Wüstensandgelb. Die Münchner genießen das herrliche Sommerwetter lange, strömen nach draußen, garteln, bepflanzen Balkone und neue Stadtterrassen. Die Stadtparks, der Eisbach, die Isar, Straßencafés und Schanigärten sind voll. Bis in die Nacht hinein wird gegrillt, gebadet, gefeiert – was für eine Befreiung von den beklemmenden Coronajahren. Einerseits. Andererseits: Im Juli beginnt die Stadt auszutrocknen, bis einen halben Meter tief hinunter. Das Gras verdorrt, Bäume darben, Fische, Kröten, und Vögel leiden. Damit Regen das Grundwasser erreicht, müsste es vier bis sechs Wochen regnen. Stattdessen jagt eine Hitzewelle die nächste, mit Temperaturen bis 35 Grad im Schatten – und auf baumlosem Beton noch heißeren Graden. Nicht nur Senioren und kleinen Kindern setzt die Dauerhitze zu. Die Dürre stresst auch eng einbetonierte Straßenbäume. Am 2. August fällt in der Schwabinger Feilitzschstraße neben dem Karstadt eine 20 Meter hohe Robinie um und kracht gegen die Hauswand gegenüber (sie hatte Stammfäule, wie sich später herausstellt). 2238 Sonnenstunden zählt München. Der Sommer bringt Feierlust in die Stadt – aber auch extremeDürre. Und einen gefährlichen Baumsturz 78 Sommer- und 20 Hitzetage – was für ein Hochsommer. Foto: dpa Dass am belebten Vormittag niemand verletzt wird, grenzt an ein Wunder. Die Sorge, die Dürre könnte sich bis Weihnachten ziehen, ist immerhin unbegründet. Nach einem goldenen (statt nebelgrauen) November hat es nun ja doch noch geschneit. Irene Kleber Der Baumsturz an der Feilitzschstraße. Foto: iko Corona – was bleibt Nach fast drei Jahren Pandemie rückt Corona zunehmend in den Hintergrund. Ausgehen, Partys, Groß-Events: 2022 ist alles wieder möglich. Im Dezember fällt auch noch die Maskenpflicht im ÖPNV. Zuletzt sind die Zahlen wieder gestiegen: 365 Covid-Patienten liegen in Kliniken. Und auch die Zahl der Long-Covid-Fälle macht Sorgen. job Energiepreisschock Ein Teuerungsschock jagt den nächsten in der Stadt, nicht nur im Supermarkt, bei der Miete und an der Tankstelle – auch bei Strom und Gas. Nach ersten Preissprüngen schon im Januar und noch mal im August kündigen die Stadtwerke München (SWM) imNovember eine Verdoppelung der Gaspreise fürs kommende Jahr an. Wer – wie ein Durchschnittshaushalt – 20 000 Kilowattstunden (kWh) Gas pro Jahr verbraucht, muss ab Januar 307 Euro pro Monat zahlen (noch sind es 159 Euro). Es dauert nicht lange, dann folgt die nächste schlechte Nachricht: Auch die Strompreise verdoppeln sich. Wer 2500 Kilowattstunden Strom pro Jahr braucht, soll ab Januar monatlich 139,64 Euro zahlen (statt 62,71). Im April soll es zwar wieder um zehn Cent pro kWh runtergehen, es bleibt aber bei 1188 Euro pro Jahr. che 5 DAS WAR 2022 ABENDZEITUNG DIENSTAG, 27. DEZEMBER 2022 WWW.AZ-MUENCHEN.DE

6 DAS WAR 2022 ABENDZEITUNG DIENSTAG, 27. DEZEMBER 2022 WWW.AZ-MUENCHEN.DE JAN FEB OKT NOV MRZ 2022 APR MAI JUN AUG SEP JUL DEZ Viele Corona-Maßnahmen fallen weg. Erstmals nach etwa zwei Jahren darf im Einzelhandel wieder ohne Maske eingekauft werden. 3. April Nach Kritik an ihrem Umgang mit der Flutkatastrophe im Sommer 2021 tritt Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) zurück. 9. April In der schlimmsten Dürre seit seit 40 Jahren leiden über 15 Millionen Menschen in Äthiopien, Kenia und Somalia an Hunger. 26. April Die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine seit Kriegsbeginn überschreitet die FünfMillionen-Marke, teilt das UN-Flüchtlingshilfswerk mit. 20. April Im Bundestag scheitert ein Entwurf für eine allgemeine Corona-Impfpflicht in Deutschland. Eine Pflicht zunächst ab 60 Jahren lehnen 378 Abgeordnete ab, dafür sind 296, neun enthalten sich. 7. April Am Ende eines international kritisierten Prozesses verurteilt ein Istanbuler Gericht den türkischen Kulturförderer Osman Kavala zu lebenslanger Haft – wegen Umsturzversuches während den Gezi-Protesten von 2013. 25. April Um die Stimmung beim greisligen Wetter hochzuhalten, ist es ab der zweiten Wiesnwoche erlaubt, Glühwein auszuschenken. Fotos: dpa Wirte-Wirbel und viel Regen Die Wiesn-Vorfreude in der Stadt ist – trotz skeptischer Stimmen – am ersten Tag, den 17. September, schon morgens in der ganzen Stadt greifbar. Fröhlich winken die Münchner den Kutschen zu, die sich bei Sonnenschein Richtung Festwiese aufmachen. Aber schon kurz nach dem Anstich setzt der Regen ein. Und hört in den kommenden Wochen so gut wie nicht mehr auf. Eine Katastrophe für die Schausteller, Verkäufer und Biergärten. Letztere bleiben fast leer. In den Zelten jedoch ist die Stimmung fröhlich. Auch der Neuzugang, die Münchner Stubn, wird vom ersten Tag an begeistert angenommen. Weniger rosig sieht es auf der Oidn Wiesn aus: Die Besucherzahl halbiert sich fast. Immerhin die Festzelte sind gut besucht. Auch hier gibt es einen Wechsel. Statt der ehemaligen Schönheitskönigin hat Lorenz Stiftl dort sein Mitsing-Zelt Schützenlisl aufgestellt. Peter Reichert, der ehemalige Wirt der Schönheitskönigin, feiert auf der Wiesn Premiere als Bräurosl-Wirt und kommt aus den Schlagzeilen nicht mehr heraus. Zuerst gibt es Ärger um seineWiesnkapelle Josef Menzl. Die spielt dem Festzeltpublikum zu wenig Gassenhauer. Als die Brauerei die Band dann abends austauscht, gibt’s Besuch vom KVR wegen „hygienischer Mängel“. Am Ende ist Reichert angeblich in eine Schlägerei mit einem Sicherheitsmann verwickelt. Wie’s weitergeht, erfahren wir wohl kommendes Jahr. Ruth Frömmer Die erste Wiesn nach zwei Jahren CoronaPause ist verregnet, aber friedlich. Aufregung gibt’s nur rund um den neuen Bräurosl-Wirt Kapellmeister Josef Menzl, Hacker-Pschorr-Chef Andi Steinfatt und Peter Reichert (v. l.) erklären, in der Bräurosl abends die Kapelle auszuwechseln. Der Besucherandrang auf der Schaustellerstraße – bei der Wiesn heuer ist er, vor allem wetterbedingt, meist überschaubar geblieben. Zwei Münchner Rentner, die Schockanrufe bekommen haben, mit dem Leiter der AG Phänomene Hans-Peter Chloupek (r.). Foto: Daniel von Loeper Betrugsserie mit Schockanrufen Die Masche mit dem Enkeltrick ist auf dem Rückzug. Dafür explodieren die Betrugsfälle mittels Schockanruf. Die Opfer sind überwiegend ältere Menschen. Ein Anrufer, der sich als naher Verwandter, meist Tochter, Sohn oder Enkel ausgibt, berichtet weinend von einem schweren Verkehrsunfall, den er angeblich verursacht haben soll. Oft geht es um eine schwangere Frau oder eine Mutter oder einen Vater mit einem kleinen Kind. Die Opfer liegen schwerstverletzt in einer Klinik oder sind bereits verstorben, behaupten die AnruDie Zahl der Fälle in München steigt. Laut Präsidium erbeuten die Täter fünf Millionen Euro fer. Meist übernimmt ein Mann oder eine Frau das Gespräch, die sich oft als Polizisten, Staatsanwälte oder Richter ausgeben. Immer wird damit gedroht, der Angehörige komme ins Gefängnis. Einziger Ausweg ist eine enorme Kaution, die das Opfer bezahlen soll. Eine Rentnerin aus Feldkirchen fiel auf die Masche herein. Sie holte sieben Kilo Gold bei ihrer Bank aus einem Schließfach und übergab es einem fremden Mann an der Haustür. Die Täter haben es überwiegend auf Bargeld, Gold oder Schmuck abgesehen. Die Beute wird auf dem schnellstenWege ins Ausland geschafft. Das Präsidium schätzt, dass sich der Gesamtschaden 2022 auf rund fünf Millionen Euro summieren wird, ein Rekordwert. Ralph Hub Wie war Ihr Jahr? Dagmar Tuschy, Atem-, Stimm- und Sprachtherapeutin: „2022 war schwierig. Seit Corona habe ich das Zeitgefühl verloren. Ich bleibe aber zuversichtlich.“ Leon Konrad (24), Storemanager: „2022 war für mich erfolgreich und kurz. Die Zeit ist superschnell verflogen und als DJ Noel läuft es für mich auch gut. Das beglückt.“ DIE AZ-UMFRAGE Micaela Brisevac (24), Tierärztin: „2022 ist für mich gut verlaufen. Mein Gefühl ist jedenfalls: Wir haben es geschafft.“ Fotos/Umfrage: Daniel von Loeper DAS RÄTSEL UM SONJA ENGELBRECHT ● ▲ Nach 27 Jahren etwas Klarheit MÜNCHEN/GRÖSDORF Es ist einer der mysteriösesten Vermisstenfälle Münchens – und seit Ende März 2022 vermutlich auch ein Mordfall. 27 Jahre ist es her, dass die damals 19-jährige Sonja Engelbrecht lebend gesehen wurde. Erst seit den letzten Märztagen dieses Jahres herrscht absolute Gewissheit: Sonja Engelbrecht ist tot. Polizisten finden im Staatswald Kälbertal in Kipfenberg bei Grösdorf (Kreis Eichstätt) menschliche Überreste an einem Felsspalt. Das Skelett kann der Schülerin zugeordnet werden. Doch wann und wie ist sie gestorben?Wie ist sie dorthingekommen, die junge Frau, die nach einer abendlichen Runde mit Freunden am 10. April 1995 spurlos am Stiglmaierplatz verschwunden ist? Es bleibt ein großes Rätsel. Sonja Engelbrechts Leichnam liegt weiterhin in der Münchner Rechtsmedizin. inc Polizisten finden im Wald bei Kipfenberg Sonja Engelbrecht im Felsspalt. Foto: dpa

Ohne di wär‘s neie JAHr Nur halb So schee!“ www.mooser l ies l .de Die Liesl redet jetzt mit Dir! Boatengs tiefer Fall Im Leben von Jérôme Boateng, einem der WM-Helden von 2014, gibt es in diesem Jahr nur eine Richtung: bergab. Im Oktober steht er zum zweiten Mal wegen Körperverletzung vor Gericht. Die Mutter der gemeinsamen Zwillingstöchter beschuldigt ihn, sie bei einem Karibikurlaub 2018 geschlagen, geboxt, bespuckt und in den Kopf gebissen zu haben. Bereits 2021 ist er dafür vom Amtsgericht zu einer Millionenstrafe verurteilt worden: 60 Tagessätze à 30 000 Euro. In der zweiten Instanz fällt das Urteil noch härter aus: Das Münchner Landgericht verurteilt Boateng diesmal wegen zwei Körperverletzungstaten zu 120 Tagessätzen à 10 000 Euro, insgesamt 1,2 Millionen Euro. Die Summe fällt zwar niedriger aus, das liegt aber daran, dass Boateng nach eigener Aussage inzwischen weniger verdient. Schwerer wiegt: Ab 90 Tagessätzen ist man vorbestraft. Boateng verliert nicht nur diesen Prozess haushoch – sein Image leidet extrem. Im Prozess schweigt er. Eine Entschuldigung? Fehlanzeige. Seine drei Anwälte versuchen, die Frau als Lügnerin hinzustellen. Die Staatsanwältin wirft den Anwälten vor, „schmutzige Wäsche waschen“ zu wollen. Das Verfahren wird nun wohl erneut in die Verlängerung gehen: Boateng hat Revision angekündigt. In Berlin wird er wenig später noch einmal verurteilt: Er darf nicht mehr behaupten, seine Ex-Freundin Kasia Lenhardt († 25) habe Lügen über ihn verbreitet. Das Model hat sich 2021 das Leben genommen, kurz nachdem er sie in einem Interview mit Vorwürfen überhäuft hatte. Nina Job Der Fußballprofi steht zum zweiten Mal wegen Attacken gegen seine Ex-Lebensgefährtin vor Gericht. Er verliert nicht nur den Prozess Der ehemalige Bayernspieler und WM-Held Jérôme Boateng sitzt als Angeklagter im Landgericht München. Foto: Sven Hoppe/dpa Hoch hinaus – oder doch lieber nicht? Soll es einen Bürgerentscheid zur Höhe von Hochhäusern in München geben? Diese Frage hat die Münchner 2022 bewegt. Ende Oktober wurde jedoch klar: Die Stadt will keinen Bürgerentscheid in Gang setzen. Grüne und CSU hatten keine gemeinsame Haltung finden können. Der Grünwalder Investor Ralf Büschl hat seine Pläne für die zwei 155-Meter-Türme und das Areal um die Paketposthalle inzwischen angepasst – an die Wünsche aus dem Bürgergutachten, von 2021. Im überarbeiteten Masterplan ist mehr Grün eingeplant und ein zusätzliches, 65 Meter hohes Holzhybridgebäude für geförderte und preisgedämpfte Wohnungen. Für die Fassade der Türme entwickelt das Büro Herzog & de Meuron drei Varianten – dazu einen Entwurf ohne Schrägaufzüge. Die Gegner der Zwillingstürme um die Initiative Hochhausstopp von Robert Brannekämper (CSU), sammeln weiter Unterschriften für ein Bürgerbegehren. est Der erste Entwurf für die Zwillingstürme. Grafiken: Herzog & de Meuron Die aktuelle Variante der zwei Türme mit Schrägaufzügen. Die geplanten 155-Meter-Türme an der Paketposthalle bewegen die Stadt 7 DAS WAR 2022 ABENDZEITUNG DIENSTAG, 27. DEZEMBER 2022 WWW.AZ-MUENCHEN.DE

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Schock und Schulterschluss zu China und dem Iran den Westen spalten zu können, ist sein Plan nicht aufgegangen. Noch im Mai beantragen Schweden und Finnland die Nato-Mitgliedschaft. Am 23. Juni nimmt die EU Moldau als Beitrittskandidaten auf, im Dezember folgt Bosnien-Herzegowina. Beim G7-Gipfel im Sommer im oberbayerischen Elmau üben die Staatenlenker der Wirtschaftsmächte demonstrativ den Schulterschluss. In Russland schwindet währenddessen der Rückhalt für den Kriegsherrn: Mitte September ordnet Putin eine Teilmobilmachung an, Zehntausende Männer fliehen vor dem Dienst an der Waffe. Und in seiner letzten Regierungserklärung im Dezember sagt Bundeskanzler Olaf Scholz vor dem Hintergrund zunehmender militärischer Erfolge der Ukraine: „Kein einziger von Putins Plänen ist aufgegangen.“ Der russische Präsident habe sowohl den Mut der Ukrainer als auch den Willen ihrer europäischen Verbündeten unterschätzt, gemeinsam gegen „Großmachtwahn und Imperialismus“ einzustehen. „Das ist die wirkliche Geschichte dieses Jahres 2022.“ Zu diesem Zeitpunkt steht eines bereits fest: Sollte Putin geglaubt haben, durch die Vertreibung von Millionen von Menschen, durch Pokerspiele auf dem Energie-Markt oder durch die aufgewärmte Nähe Im Mai trifft Außenministerin Annalena Baerbock Selenskyj in Kiew, im Mai ist Scholz zusammen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron vor Ort – und im Oktober schließlich Steinmeier. Russland einbezogen wird. Wir sind gescheitert mit dem Ansatz, Russland in eine gemeinsame Sicherheitsarchitektur einzubinden“, sagt er – und räumt in einem Telefonat mit Selenskyj „Irritationen“ aus. Habeck wird später, als die berechtigten Energie-Sanktionen gegen Moskau ihren Tribut zollen, zähneknirschend einer Laufzeitverlängerung der drei verbliebenen deutschen Kernkraftwerke zustimmen. Aber zurück aufs internationale Parkett. Tatsächlich wagen sich auch viele Staatenlenker mit der Bahn nach Kiew – darunter früh auch Boris Johnson, der mittlerweile vor-vorletzte britische Premier –, um ihre Solidarität zu bekunden (Flugverbindungen existieren kriegsbedingt nicht mehr). Nur einer ist zunächst unerwünscht: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Aus Ärger über die RusslandPolitik früherer Bundesregierungen wird er ausgeladen. Doch wenn Steinmeier zur Persona non grata erklärt wird, will auch Scholz nicht erscheinen. „Eine beleidigte Leberwurst zu spielen, klingt nicht sehr staatsmännisch“, wirft Botschafter Melnyk dem Bundeskanzler daraufhin vor. Bevor der Konflikt völlig eskaliert, distanziert sich Steinmeier von der Vergangenheit. „Wir sind gescheitert mit der Errichtung eines gemeinsamen europäischen Hauses, in das Von Natalie Kettinger Am 24. Februar erwacht die Welt in einem Albtraum. Russische Truppen haben die Ukraine überfallen, Flugzeuge mit Fallschirmjägern nehmen Kurs auf die Militärflughäfen rund um die Hauptstadt Kiew. Obwohl Moskau in den vergangenen Monaten Hunderttausende Soldaten an der Grenze zum Nachbarland zusammengezogen hat, haben nur die wenigsten – darunter der britische und der US-Geheimdienst – damit gerechnet, dass der Kreml tatsächlich den Einmarsch befiehlt. Zumal der russische Präsident Wladimir Putin Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei einem Besuch in Moskau zum Thema Krieg gerade erst versichert hat: „Dazu, ob wir das wollen oder nicht: Natürlich nicht!“ Eine eiskalte Lüge. Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg erschüttert die Grundfesten der internationalen Weltordnung, Politiker fordern Sanktionen (und werden sie später einsetzen, über die Folgen lesen Sie auf Seite 10), Menschen gehen auf die Straßen – anfangs auch in Russland, wo deshalb Tausende bis heute im Gefängnis sitzen. Die Bezeichnung „Krieg“ wird vom Regime unter Strafe verboten. Es handle sich um eine „militärische Spezialoperation“ zur Entnazifizierung der Ukraine, lautet die offizielle Sprachregelung. In der Ukraine beginnt währenddessen die größte Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg: Bis zum Jahresende werden knapp acht der rund 44 Millionen Einwohner im Ausland Schutz gesucht haben, die meisten in Polen, über eine Million in Deutschland. Die Hilfsbereitschaft ist europaweit überwältigend. Im Bundestag, die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP ist erst wenige Monate im Amt, wählt der Kanzler drei Tage nach Beginn der Invasion historischeWorte: „Wir erleben eine Zeitenwende. Das bedeutet: Die Welt danach ist nicht mehr dieselbe wie die Welt davor“, sagt Sozialdemokrat Scholz und kündigt ein einmaliges „Sondervermögen“ von 100 Milliarden Euro an, um die deutsche Verteidigungsfähigkeit zu erhöhen. Überhaupt vertreten in diesem Frühjahr Politiker Standpunkte, für die sie früher von den eigenen Leuten mit Farbbeuteln beworfen worden wären. So ist der bayerische Bundestagsabgeordnete Anton Hofreiter (Grüne) nicht nur einer der Ersten, der nach Kriegsausbruch in die Ukraine reist – sondern auch einer der Lautesten, wenn’s um die Forderung geht, das Land mit schweren Waffen auszustatten, was später geschieht. Und der grüne Wirtschaftsminister Robert Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist die Welt eine andere. Das Kalkül von Kremlchef Putin geht trotzdem nicht auf 15. Februar: In Moskau versucht Bundeskanzler Olaf Scholz (r.) Wladimir Putin von einem Angriff auf das Nachbarland abzuhalten. Der russische Präsident hält den deutschen Regierungschef nicht nur sprichwörtlich auf Abstand – angeblich aus Angst vor Corona. Foto: Mikhail Klimentyev/Russian President Press Office/Sputnik/dpa 26. Juni: die Staatenlenker der G7 bei ihrem Treffen in Elmau. Anders als von ihm erhofft, ist es Putin nicht gelungen, den Westen zu spalten – im Gegenteil. Foto: Michael Kappeler/dpa Kiew, Mitte März: Bewohner der ukrainischen Hauptstadt stehen vor einem Haus, das bei einem russischen Angriff zerstört worden ist. Foto: Matthew Hatcher/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa MEINUNG Natalie Kettinger Die Politik-Chefin über ein schwieriges Jahr. natalie.kettinger@abendzeitung.de Was man nicht vergessen darf entdeckt und Hunderttausende Flüchtlinge aufgenommen. Mit dem 9-Euro-Ticket und weiteren Entlastungen hat die AmpelRegierung Handlungsfähigkeit bewiesen – und den Weg zu einem dauerhaft vergünstigten Fahrschein geebnet. Die Energiewende nimmt Tempo auf. In den USA haben die Wähler Donald Trump (indirekt) in den Ruhestand geschickt. Und auf internationaler Ebene hat der Westen den Schulterschluss gegen Russland geübt. Vermutlich wird auch 2023 kein einfaches Jahr – doch die Welt hat gezeigt, dass sie imstande ist, auf Krisen zu reagieren. Ein blutiger Krieg in Europa, dem in der Ukraine mehr als 6000 Zivilisten zum Opfer gefallen sind, und China von einer Eroberung Taiwans träumen lässt. Explodierende Lebenshaltungskosten, gerissene Lieferketten, verfehlte Klimaziele, Korruption im EU-Parlament, Rechtsruck in Italien und Schweden. Das Jahr 2022 war wahrlich ein Annus horribilis. Was man bei all dem Schrecken aber nicht vergessen darf: Krisen bieten immer auch Chancen – und viele davon haben Bürger wie Politiker heuer genutzt. Die Deutschen haben ihr Mitgefühl wiederPOLITIK Kostenkrise Wahnsinn und Doppel-Wumms SEITE 10 9 KOLLEKTIV ABENDZEITUNG DIENSTAG, 27. DEZEMBER 2022 WWW.ABENDZEITUNG.DE TELEFON089 23 77-3100 E-MAIL POLITIK@ABENDZEITUNG.DE Weltbevölkerung Wir sind jetzt acht Milliarden SEITE 14

10 DAS WAR 2022 ABENDZEITUNG DIENSTAG, 27. DEZEMBER 2022 WWW.AZ-MUENCHEN.DE JAN FEB OKT NOV MRZ 2022 APR MAI JUN AUG SEP JUL DEZ Nach kurzer Amtszeit tritt CSUGeneralsekretär Stephan Mayer zurück. Ein Journalist hatte ihm vorgeworfen, Mayer habe ihn wegen eines Berichts bedroht. 3. Mai Der deutsche Astronaut Matthias Maurer kehrt nach rund einem halben Jahr auf der Raumstation ISS zur Erde zurück. 6. Mai Amoklauf in Uvalde (Texas): Ein 18-Jähriger erschießt 19 Kinder und zwei Lehrerinnen. Er wird von der Polizei getötet. 24. Mai Der nepalesische Bergführer Kami Rita erreicht zum 26. Mal den Gipfel des Mount Everest und baut damit seinen eigenen Rekord aus. 7. Mai Ein WM-Trikot der argentinischen Fußball-Legende Diego Maradona wird bei Sotheby’s für rund 8,4 Millionen Euro versteigert. Maradona hatte das Trikot bei der WM 1986 getragen. 4. Mai Erster Fall von Affenpocken in Deutschland. Der in West- und Zentralafrika verbreitete Erreger wird meist durch engen Körperkontakt von Mensch zu Mensch übertragen. 20. Mai POLITIK kompakt ● ▲ Corona-Regeln fallen BERLINAm 3. April fallen in weiten Teilen Deutschlands die meisten staatlichen Corona-Regeln. Die Ampel-Koalition verabschiedet sich in einer gesetzlichen Neuregelung unter anderem von der Maskenpflicht im Einzelhandel und in Schulen. Lediglich ein Basisschutz wie etwa die Maskenpflicht in Krankenhäusern oder Pflegeheimen ist noch vorgeschrieben. Viele Bundesländer, darunter auch Bayern, gehen den Weg der Lockerungen mit und lassen weitere folgen. Ab dem 10. Dezember verabschiedet sich der Freistaat Bayern schließlich auch von einer der letzten Maßnahmen, der Maskenpflicht in Öffentlichen Verkehrsmitteln. ● ▲ Der Iran rebelliert TEHERANIm September stirbt nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei die 22-jährige iranische Kurdin Mahsa Amini. Ihr Tod löst eine riesige Protestwelle im Iran aus, die vom islamischen Herrschaftssystem brutal unterdrückt wird. Hunderte Menschen werden getötet, Tausende verhaftet. Mitte Oktober verhängt die EU Sanktionen. Der UN-Menschenrechtsrat beschließt im November eine unabhängige Untersuchung. Im Dezember lässt Teheran Demonstranten hinrichten. ● ▲ Liz Truss hält nicht lange durch LONDONChaos in der Downing Street: Nach nur gut sechs Wochen im Amt kündigt Großbritanniens Premierministerin Liz Truss – die wiederum Premierminister Boris Johnson abgelöst hatte – am 20. Oktober ihren Rücktritt an. Mit radikalen Steuerreformen hatte sie ein Finanzchaos ausgelöst. Nachfolger wird der frühere Finanzminister und Multimillionär Rishi Sunak. Das Land ist von der Inflation jedoch weiterhin schwer getroffen, zudem macht das marode nationale Gesundheitssystem (NHS) große Probleme. Mahsa Amini. Foto: dpa WIRTSCHAFT kompakt ● ▲ Porsche geht an die Börse FRANKFURT/MAINDer größte deutsche Börsengang seit der Telekom 1996 sorgt am 29. September für Aufsehen: 9,4Milliarden Euro bringt die Aktienplatzierung des Sportwagenbauers Porsche demMutterkonzernVolkswagen ein. Der Löwenanteil der Aktien geht an Großinvestoren. Anfang Dezember folgt der Aufstieg in den Dax. ● ▲ Elon Musk kauft Twitter SAN FRANCISCOKauft er oder kauft er nicht? Über Monate hinweg lösen sich Kaufzu- und absagen des Tesla-Milliardärs Elon Musk ab, dann übernimmt er tatsächlich den Kurznachrichtendienst Twitter und macht dort Tabula rasa: blaues Verifikationshäkchen raus, rein, blau, grau, kostenpflichtig, Wiederzulassung von Ex-US-Präsident Donald Trump, Entlassung von der Hälfte der Mitarbeiter, Weggang von Topmanagern – auch 2023 wird’s wohl turbulent weitergehen. ● ▲ Galeria wieder mal pleite ESSENDéjà-vu beim letzten großen deutschen Kaufhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof: Zum zweiten Mal innerhalb von knapp drei Jahren sucht das Unternehmen Rettung in einem Schutzschirmverfahren. Bis Jahresende kursieren wilde Spekulationen, welche Filialen überleben könnten. Mehr als 40 von insgesamt 131 sollen geschlossen werden. ● ▲ Wirecard-Prozess beginnt MÜNCHENEs ist der größte Betrugsskandal der Nachkriegszeit: Nach zweieinhalb Jahren in Untersuchungshaft wird am8. Dezember der Prozess gegen den Ex-Chef des einstigen DaxkonzernsWirecard eröffnet. Markus Braun ist angeklagt, mit Hilfe erfundener Geschäfte Banken und andere Kreditgeber um gut drei Milliarden Euro geprellt zu haben. Wie lange noch? dpa Das Energie-Desaster Eine Zeitenwende bedeutete der russische Angriff auf die Ukraine nicht nur in politischer Hinsicht, sondern auch in wirtschaftlicher. Die große Schwäche vor allem von Deutschland ist, dass die Energieversorgung in hohem Maße von einem Land abhängig war – und das ist Russland. 2020 lag der Anteil von Gasimporten aus dem Riesenreich bei etwa 55 Prozent, gefolgt von Norwegen mit 31 Prozent. Von 32,4 Millionen Tonnen importierter Steinkohle stammten gut 18,3 Millionen aus Russland und nur gut 370 000 aus der EU. Und auch beim importierten Öl stammt der Löwenanteil mit gut 40 Prozent aus Russland. 2011 und 2012 waren die zwei Stränge von Nord Stream 1 fertig geworden, der Pipeline, mit der Gas von den Feldern in Russland nach Europa transportiert wird. Sie endet in Lubmin bei Greifswald. Nord Stream 2 war von Anfang an umstritten. Noch mehr billiges Gas aus Russland? „Das war nicht nur eine Sparüberlegung, sondern geschah offensichtlich aus politischen Gründen“, sagte Wirtschaftsethiker Christoph Lütge der AZ im August zur Abhängigkeit von russischer Energie. Nord Stream 2 ging dann gar nicht erst in Betrieb – der Krieg war schneller. Die Suche nach Alternativen brachte den gerade erst ins Amt gekommenen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bis nach Katar und Südafrika – berühmt wurde das Bild, das ihn tief dienernd vor dem Handelsminister von Katar, Scheich Mohammed bin Hamad bin Kasim al-Abdullah Al Thani, zeigt. Diese Abhängigkeit war der eine Grund dafür, dass in Deutschland und vielen anderen Ländern die Preise in zahllosen Bereichen explodierten: Benzin und Diesel üppig über der ZweiEuro-Marke, Brote für sechs Euro oder mehr, überhaupt Lebensmittel, Heizen, Strom – und Speiseöl! Das leitet über zum zweiten Grund: Wer bisher noch nicht wusste, dass das Sonnenblumenöl der Welt mit einem Anteil von knapp 47 Prozent größtenteils aus der Ukraine kommt, der konnte es an den Supermarktregalen erkennen: Die waren leergefegt. Die Hamsterer waren wieder da. Auch andere Öle wurden mitgenommen, Senf wurde ebenso knapp wie Honig – für all das war die Ukraine ein wichtiger Produzent, wie auch für Kabelbäume für Autos. Bei BMW, Audi und MAN und anderen standen die Bänder still, weil kein Nachschub mehr aus den Werken im Osten kam. Kurzarbeit, erprobt in Coronazeiten, stand auch wieder an. Auf die Getreidepreise drückte der Krieg genauso, schließlich ist die Ukraine auch da ein wichtiger Exporteur – neben, ausgerechnet, Russland. Selbst das ebenfalls in Coronazeiten meterhoch gehortete Toilettenpapier wurde wieder gekauft, als gäbe es bald keines mehr. Es sei genug für alle da, versicherten die Märkte, doch der Preisanstieg für Energie und Beschaffung riss sogar den Hersteller Hakle in die Insolvenz. Noch im Frühjahr wuchs die Angst vor der kalten Jahreszeit, denn früh zeichnete sich ab: Wer heizen will, muss zum einen exorbitante Preise zahlen, zum anderen muss er sich überlegen, wie solidarisch er sein kann und will. Denn die nächste große Sorge war die vor einer Gasmangellage. Deutschland wollte sich zwar ohnehin aus der Abhängigkeit von Russland befreien – aber möglichst erst dann so ganz, wenn ausreichend Alternativen gefunden sind. Vorher aber drehte Putin den Hahn zu – nach Reparaturarbeiten blieb der Gasfluss über Nord Stream 1 im September ganz aus. Wenigstens konnte übers Jahr so viel gespart werden, dass der zur täglichen Routine gewordene Blick auf die Gasspeicherfüllstände nicht Panik aus- löste. Planmäßig wurde Mitte November die Marke von 100 Prozent geknackt. Planmäßig sinkt der Stand seitdem. Schon mehren sich die Prognosen, nicht dieser, sondern der nächste Winter sei die eigentliche Belastungsprobe – eine anteilige Füllung mit russischem Gas ist ja nicht mehr möglich. Wie stark der Krieg mit all seinen Folgen die Wirtschaft treffen wird, darüber streiten die Experten. Vorerst scheint es nicht so schlimm zu werden wie erwartet. Der Arbeitsmarkt zeigt sich bislang robust, im dritten Quartal gab es sogar ein leichtes Wachstum von 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal beim Bruttoinlandsprodukt. Doch die Teuerung ist ungebremst. Im Oktober stieg die Inflationsrate in Deutschland auf 10,4Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat – der höchste Anstieg seit 70 Jahren. Auch die Zahl der Firmeninsolvenzen steigt langsam, aber kontinuierlich – ebenso wie die Zahl der Menschen, die vor den Tafeln Schlange stehen. Ein heißer Herbst voller Demonstrationen ist es trotzdem nicht geworden. Allerdings hat es auch gerade erst begonnen, kalt zu werden in Deutschland. Martina Scheffler Gaspreis! Lebensmittelpreise! Benzin- und Dieselpreis! Strompreis! Semmeln unbezahlbar! Die Menschen in Deutschland erleben eine Inflation wie seit 70 Jahren nicht mehr. Der Staat? Gibt Wumms In Rauch aufgelöst: Der Euro hat beträchtlich an Wert verloren. Foto: Rolf Poss/imago VON GAS- BIS STROMPREIS Auf die Bremse: Die Wummse der Bundesregierung ☞Dazu kommt der sogenanntewirtschaftliche Abwehrschirmunter anderem mit: ✓Gas- und Strompreisbremse: Die Preise werden bis zu einem Grundverbrauch gedeckelt, erst danach wird der volle Preis gezahlt ☞Außerdem wurde das Inflationsausgleichsgesetz verabschiedet. Es beinhaltet unter anderem: ✓Erhöhung des Kindergeldes ✓Dreistufige Erhöhung des Kinderfreibetrags mas ✓Tankrabatt: Senkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe ✓Neun-Euro-Ticket ✓Erhöhung von Arbeitnehmer-Pauschbetrag, SparerPauschbetrag. Grundfreibetrag und Entfernungspauschale ✓Ermöglichung einer steuerfreien Inflationsausgleichsprämie für Arbeitnehmer ✓Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung können schon ab 2023 vollständig als Sonderausgaben berücksichtigt werden ✓Erhöhung des Entlastungsbetrags für Alleinerziehende um 252 Euro Die Ampel-Koalition hat Milliarden in drei Entlastungspaketefür Bürger gesteckt. Das Bundesfinanzministerium listet sie auf: ✓Keine EEG-Umlage seit Juli. Entlastung: 6,6 Milliarden ✓Einmaliger Heizkostenzuschuss für Wohngeldbezieher, Azubis und Studierende ✓Einmalige Energiekostenpauschale: 300 Euro für Erwerbstätige ✓Einmaliger Kinderbonus: 100 Euro pro Kind ✓Einmalzahlungen für Sozialhilfe- und ALG-II-Empfänger: 200 bzw. 100 Euro imago

Skandinavische Klarheit gepaart mit japanischer Eleganz. Japandi ist die Fusion zweier Stile, die bei aller Verschiedenheit ganz Wesentliches vereint: reduzierte Linien, pure Materialien, vollendetes Handwerk. Und vor allem: die große Kunst, Minimalismus wohnlich zu gestalten. Ein Designkonzept, das Einfachheit ausstrahlt, aber virtuos durchdacht sein will. Deshalb bieten Ihnen unsere Innenarchitekten und Interior Designer – neben kuratierten Stilwelten in Zusammenarbeit mit Villeroy & Boch – auch größtmögliche Planungsexpertise. Das macht Premiumbäder zu einer der ersten Adressen für Privatkunden, Architekten, Projektentwickler und Bauträger. Und zu einer der inspirierendsten. Terminvereinbarung unter 089 3540483-10, premiumbaeder.com, premiumbaeder D I E H O H E K U N S T D E S B A D E S

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